Извекова И. Ю.
Извекова И. Ю.
(г. Горловка, ДНР)
ZUR FRAGE DES PESSIMISMUS UND ZUM PROBLEM DER RECHTFERTIGUNG DES GOTTES IN EINEM UTOPISCHEN WERK
In der Utopie geht es um die Entübelung der Welt oder darum, dem
existierenden oder nicht-existierenden Gott zu beweisen, dass die Sterblichen
fähig sind, eine Welt zu erschaffen, die besser ist als die Vorhandene. Doch
einer besseren Welt steht die Erbsünde entgegen, denn die Vollkommenheit
Utopias ist nicht und kann nicht sein wegen der natürlichen Verderbnis der
Menschen in der Welt.
Doch nicht nur die Erbsünde, sondern auch die Erlösung ist ein
Hinderungsgrund für die Möglichkeit einer innerweltlichen Utopie. Denn die von
Christus verheißende Erlösung ist nach dem von Augustin ausgesprochenen
Chiliasmus Verbot nicht von dieser Welt. Eine vollkommenere Welt sei auch
deshalb nicht realisierbar, weil Gott in seiner Allwissenheit vor Erschaffung
der Welt die möglichen Welten geprüft und unsere Welt als die beste auserwählt
habe. Leibniz Theorem der möglichen Welten verbietet wiederum die Realisierung einer
besseren Welt durch den Menschen, denn die von Gott ausgewählte und verwirklichte
Welt mit ihrer Folge von Ursachen und Wirkungen könne nicht durchbrochen
werden. Leibniz zufolge hat Gott trotz oder besser gerade wegen allen Übels in
der Welt die beste aller möglichen Welten geschaffen. Eine vollkommene Welt
könne es nicht geben, wenn ihr nicht auch die Sünde und das Leiden innewohne.
Die utopische Vorstellung der Perfektibilität des Menschen und der Welt stelle
somit einen Widerspruch in sich selbst dar.
Erst wenn der Mensch zum Selbstschöpfer und Selbsterlöser werde, kann er
sich metaphysisch eine Welt ohne Sünde und Leid vorstellen. In Rousseaus Emile wird
Gott entlastet und die Schuld für alles Übel dem Menschen aufgebürdet. Im Urzustand
sei, so Rousseau, alles gut, erst durch den Menschen, d.h. durch die menschliche
Gesellschaft, werde alles schlecht. Rousseau formuliert damit eine folgenschwere
Zivilisationskritik und wird damit zum Initiator eines wirkungsvollen Kulturpessimismus,
der charakteristisch für die gesamte Moderne ist. Der Mensch scheint so
aufgefordert, selbst die Vollkommenheit herbeizuführen, zum Schöpfer einer
besseren Welt zu werden. Wenn es der Mensch selbst war, der seine Natur
verunstaltete, kann und muss er sich selbst vom Übel befreien. Zum Subjekt
dieser Befreiung wird die Instanz ernannt, die das Übel verursacht haben soll –
die Gesellschaft. Dieses Theorem ist der Ursprung der radikalen Erziehungsutopien
der Aufklärung: Nur durch richtige Erziehung kann der Auszug aus der, wie es
Kant nannte, selbstverschuldeten Unmündigkeit des Menschen erfolgen.
In der deutschen Literatur kehrt die Erbsünde als Antwort auf die Frage
nach dem Übel in der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder. Die Theodizee
leistet eine „Entübelung des Übels“, indem sie die Schöpfung als Schöpfung des
Bestmöglichen darstellt. Sie kann als Dementi der gnostischen Rede vom bösen
Schöpfergott gesehen werden. Die Gnosis aber glaubt an die Erlösung von der
schlechten Welt durch einen weltfremden, anderen Gott, der die schlechte Welt,
die er nicht erschaffen hat, eschatologisch vernichtet.
Auf die Entlastung Gottes in der Theodizee antwortete Arno Schmidt mit der Gnosis.
Er bettete seine Werke in die gnostische Kosmogonie, die vom Christentum
verworfen worden war. Die Gnosis bestärkte nicht anders als Schopenhauer
Schmidts Überzeugung, dass die animalische Natur hässlich, der Mensch von Grund
auf böse und die Geschichte eine unermüdliche Wiederholung von Katastrophen
sei.
Um Utopiekritik zu üben, wird nicht selten die Gnosis herangezogen. Der
Utopiekritiker E. M. Cioran beruft sich wie Arno Schmidt auf den
schwachen Demiurgen der Gnosis: „Ohne die Hypothese eines fieberkranken,
gehetzten, Krämpfen unterworfenen, von Epilepsie berauschten Gottes ließe sich
diese Welt nicht erklären, denn sie trägt in allem die Kennzeichen eines
uranfänglichen Auswurfs“ [1]. Der grundlegende Fehler der Utopien sei demnach
der anthropologische Optimismus, denn das Leben sei chaotisch und der Mensch
prinzipiell böse.
Dadurch wird Müller zufolge wiederholt auf die Unverträglichkeit der
utopischen Intention mit der Erbsünde und der Beschaffenheit der Welt
verwiesen. Die Idee einer ursprünglich guten Schöpfung sei immer schon eine
theologische Fehlkonstruktion gewesen. Die Schöpfung sei ganz im Sinn der
Gnosis das Werk eines bösen Gottes, das nicht zu bessern sei. Eine solche
Position ist der Wegbereiter für die Entwicklung hin zur radikalen Anti-Utopie.
ЛИТЕРАТУРА
1. Cioran, E. M.
Geschichte und Utopie / E. M. Cioran. – Stuttgart. – 1965.
– S. 84.
Очень понравился доклад. Тема актуальная и интересная. Спасибо!
ОтветитьУдалитьВыражаю огромную благодарность за доклад. Данная тема заиграла для меня новыми красками! Спасибо !
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